Advanced Search
[...] Die Revolution, die bei uns im Mai 1968 begann, brachte ebenfalls sofort ihren eigenen Ausdruck hervor. Ein ganz neuer Ausdruck, stark in seiner Neuheut, stark in seiner Spontanität, der Ausdruck der Jugend selbst. Oder besser noch die Jugend selbst. Dieser Ausdruck, so muss man sagen, ist nicht Ausdruck der Mai-Bewegung, sondern die Mai-Bewegung selbst, die sich zum Bild und zum Schrei macht. Dadurch erscheinen alle toten Sprachen der Vergangenheit noch toter, mit ihren kanonischen Schemata und abgedroschenen Slogans, mit all ihrer eitlen, geschwätzigen Rhetorik. [...] Die Wände der Fakultäten und Schulen, die Wände der Straßen: Sie sind die leere Seite, die das Genie der Jugend in Hülle und Fülle mit Zeichen, Wörtern und Figuren bedeckt. Auch die hier abgebildeten Plakate sind ein Gemeinschaftswerk. Noch einmal, sie wurden nicht im Dienste der Mai-Revolution geschaffen: Sie sind die Mai-Revolution, die Mai-Revolution hat sie komponiert. Zweifellos gibt es in dieser Sammlung eine Reihe von Bildern, die von bekannten Künstlern und Karikaturisten stammen. Sie wurden jedoch im Feuer der Revolution selbst, auf ihren Baustellen und in ihren Werkstätten verfasst, also mit und unter den Genossen, und nicht so, als ob sie von ihnen einen Auftrag erhalten hätten.
Unter diesen brüderlichen Bedingungen sind sie also auch ein Teil des gemeinsamen Epos. Aber alle anderen sind dieses ganze Epos und wie dieses vollkommen anonym. In den Kunstschulen und Kunstakademien haben alle zusammen gearbeitet: Studenten der Schule, Künstler und andere Außenstehende, die in ihren Ateliers aufgenommen wurden, und auch Arbeiter, die mit anpackten. Alles junge Männer, deren kreativer Impuls, deren Lebensenergie und deren Daseinsberechtigung sich nur in der Teilnahme an der großen gemeinsamen Bewegung manifestierte. Das erstellte Plakat war die gemeinsame Bewegung, es war die Gemeinschaft, die es beurteilte, die es also ablehnte oder auswählte. Durch ihre Wahl erkannte die Gemeinschaft in diesem Werk seinen Wert als Zorn und Aktion und warf es in die Schlacht.
Diese Plakate sind Siebdrucke und Lithografien, d. h. sie wurden direkt vor Ort und nicht extern gedruckt, was die Kontrolle über ihre Verbreitung gewährleistet. [...] Die Variationen, die sich um das gleiche Schlüsselthema herum entfalten, sind unendlich vielfältig und gleichzeitig, so scheint es, auf ein und dasselbe Bewusstsein zurückzuführen. Hier ist also alles der Wille jedes Einzelnen und der Wille aller. Beide werden durch Beschimpfungen, Sarkasmus und Poesie bekräftigt. Diese Bilder bedeuten Jugend, nicht wahr?
NamePlakate gebunden
mai 68 affiches
Date1968
DescriptionZu einem Heft gebundene Plakatsammlung der französischen 68er-Bewegung. Die Plakate sind alle aus dem Jahr 1968. Einleitend schreibt der Kunsthistoriker Jean Cassou über den Stil der Mai-Bewegung. Ins Deutsche übersetzt: [...] Die Revolution, die bei uns im Mai 1968 begann, brachte ebenfalls sofort ihren eigenen Ausdruck hervor. Ein ganz neuer Ausdruck, stark in seiner Neuheut, stark in seiner Spontanität, der Ausdruck der Jugend selbst. Oder besser noch die Jugend selbst. Dieser Ausdruck, so muss man sagen, ist nicht Ausdruck der Mai-Bewegung, sondern die Mai-Bewegung selbst, die sich zum Bild und zum Schrei macht. Dadurch erscheinen alle toten Sprachen der Vergangenheit noch toter, mit ihren kanonischen Schemata und abgedroschenen Slogans, mit all ihrer eitlen, geschwätzigen Rhetorik. [...] Die Wände der Fakultäten und Schulen, die Wände der Straßen: Sie sind die leere Seite, die das Genie der Jugend in Hülle und Fülle mit Zeichen, Wörtern und Figuren bedeckt. Auch die hier abgebildeten Plakate sind ein Gemeinschaftswerk. Noch einmal, sie wurden nicht im Dienste der Mai-Revolution geschaffen: Sie sind die Mai-Revolution, die Mai-Revolution hat sie komponiert. Zweifellos gibt es in dieser Sammlung eine Reihe von Bildern, die von bekannten Künstlern und Karikaturisten stammen. Sie wurden jedoch im Feuer der Revolution selbst, auf ihren Baustellen und in ihren Werkstätten verfasst, also mit und unter den Genossen, und nicht so, als ob sie von ihnen einen Auftrag erhalten hätten.
Unter diesen brüderlichen Bedingungen sind sie also auch ein Teil des gemeinsamen Epos. Aber alle anderen sind dieses ganze Epos und wie dieses vollkommen anonym. In den Kunstschulen und Kunstakademien haben alle zusammen gearbeitet: Studenten der Schule, Künstler und andere Außenstehende, die in ihren Ateliers aufgenommen wurden, und auch Arbeiter, die mit anpackten. Alles junge Männer, deren kreativer Impuls, deren Lebensenergie und deren Daseinsberechtigung sich nur in der Teilnahme an der großen gemeinsamen Bewegung manifestierte. Das erstellte Plakat war die gemeinsame Bewegung, es war die Gemeinschaft, die es beurteilte, die es also ablehnte oder auswählte. Durch ihre Wahl erkannte die Gemeinschaft in diesem Werk seinen Wert als Zorn und Aktion und warf es in die Schlacht.
Diese Plakate sind Siebdrucke und Lithografien, d. h. sie wurden direkt vor Ort und nicht extern gedruckt, was die Kontrolle über ihre Verbreitung gewährleistet. [...] Die Variationen, die sich um das gleiche Schlüsselthema herum entfalten, sind unendlich vielfältig und gleichzeitig, so scheint es, auf ein und dasselbe Bewusstsein zurückzuführen. Hier ist also alles der Wille jedes Einzelnen und der Wille aller. Beide werden durch Beschimpfungen, Sarkasmus und Poesie bekräftigt. Diese Bilder bedeuten Jugend, nicht wahr?
DimensionsH. 48,2cm x 32,5cm
MediumPapier, bedruckt
Object numberLUI-Ps-0517
1998–1999
frühes 10. Jh. A.D.
1998–1999
nach 1686
1998–1999
eventuell 1965 (Quelle: Werbung Zeitschrift: Geographica Helvetica)
1998–1999
vor 1945
1998–1999
1998–1999
1998–1999
714/715
1998–1999
nach 1686