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Tübingen, der „hier“, also wohl in der Kirche, bestattet sei. Martin Frecht führte über Jahre einen theologischen Disput mit Sebastian Franck (1499–1542) über dessen Ablehnung
der Sakramente und des Antitrinitarismus. Nach Knöll enthält das Bild des Gedächtnismals einen bewussten Hinweis auf diesen Disput, da dort sowohl Taufsakrament als auch Dreieinigkeit dargestellt sind. Das Gedächtnismal für Jakob Beurlin wurde, wie die Inschrift vermerkt, im Auftrag der Universität errichtet – eine Ausnahme bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Hierdurch könnte auf die rechtgläubige
reformatorische Haltung der Universität verwiesen worden sein. Für den Auftrag der Universität waren wohl noch weitere Gründe von Belang. Die Gedenkinschrift berichtet
sowohl von Jakob Beurlins „tausendfachen Gaben“ und seinem „Dienst in der Kirche und in der Hochschule“ als auch von seinen Ämtern als Probst der Stiftskirche und Kanzler
der Universität, wo er „in höchstem Ansehen stand“. Zudem liest man, dass der Verstorbene im Auftrag Herzog Christophs 1552 „unter tausend Gefahren“ als Teilnehmer der württembergischen Gesandtschaft zum Konzil nach Trient reiste, um dort die „Confessio Wirtembergica“ zu übergeben und zu verteidigen, wozu es jedoch nicht kam. Herzog Christoph schätzte die Fähigkeiten Jakob Beurlins, weshalb er nach dessen Tod der Witwe und ihren Kindern eine Pension zukommen ließ. Möglicherweise wollte die Universität nicht hinter dem Herzog zurückstehen und erhoffte sich durch die Würdigung des verstorbenen Kanzlers das herzogliche Wohlwollen zu sichern. Überliefert durch Rechnungen der Universität für das Jahr 1564 ist neben dem Namen des unbekannten Schreiners Stephano auch der Name des für die Gestaltung des Gedächtnismals verantwortlichen Malers: Hans Schickhard (1512–1585). Dieser war seit 1547 in Tübingen ansässig und stand ab 1567 im herzoglichen Dienst, jedoch ist das Gedächtnismal für Kanzler Beurlin mit dem damals für württembergische Grabmonumente seltene Motiv der Taufe Christi seine einzige erhaltene Arbeit.
Standort: Stiftskirche Tübingen, linkes Seitenschiff, 1. Nische, Ostwand.
NameEpitaph
Epitaph für Jakob Beurlin
DepartmentExterne Sammlungen
Künstler*in
Hans Schickhardt
deutsch, 1512 – 1585
Datenach 1561
DescriptionVollständig erhalten hat sich das Grabmonument des Jakob Beurlin (1520–1561), heute im nördlichen Seitenschiff, 1. Kapelle, an der Ostwand. Beurlin wurde 1551 Professor der Theologie in Tübingen. Von einer Parisreise, unternommen 1561 mit Jakob Andreä (1528–1590) und Balthasar Bidembach (1533–1578), kehrte er nicht zurück. Am 28. Oktober 1561 erlag er dem Schwarzen Tod in der Seinestadt, wo er auch beigesetzt wurde. Der obere Teil der seinem Andenken dienenden Holztafel zeigt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer in nächtlicher Flusslandschaft. Vom strahlend weißen Lendentuch Christi blickt der Betrachter auf die hell leuchtende Zone der Himmelsöffnung, wo Gott sichtbar wird, und auf die weiße Taube des Heiligen Geistes vor einem rotglühenden – womöglich – Morgenhimmel. Bezüge zum Bildmotiv ergeben sich aus der Inschrift der Holztafel. Sie lobt nicht nur die Verdienste Jakob Beurlins, sondern berichtet auch vom Tod Martin Frechts (1494–1556), seit 1552 Professor der Theologie inTübingen, der „hier“, also wohl in der Kirche, bestattet sei. Martin Frecht führte über Jahre einen theologischen Disput mit Sebastian Franck (1499–1542) über dessen Ablehnung
der Sakramente und des Antitrinitarismus. Nach Knöll enthält das Bild des Gedächtnismals einen bewussten Hinweis auf diesen Disput, da dort sowohl Taufsakrament als auch Dreieinigkeit dargestellt sind. Das Gedächtnismal für Jakob Beurlin wurde, wie die Inschrift vermerkt, im Auftrag der Universität errichtet – eine Ausnahme bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Hierdurch könnte auf die rechtgläubige
reformatorische Haltung der Universität verwiesen worden sein. Für den Auftrag der Universität waren wohl noch weitere Gründe von Belang. Die Gedenkinschrift berichtet
sowohl von Jakob Beurlins „tausendfachen Gaben“ und seinem „Dienst in der Kirche und in der Hochschule“ als auch von seinen Ämtern als Probst der Stiftskirche und Kanzler
der Universität, wo er „in höchstem Ansehen stand“. Zudem liest man, dass der Verstorbene im Auftrag Herzog Christophs 1552 „unter tausend Gefahren“ als Teilnehmer der württembergischen Gesandtschaft zum Konzil nach Trient reiste, um dort die „Confessio Wirtembergica“ zu übergeben und zu verteidigen, wozu es jedoch nicht kam. Herzog Christoph schätzte die Fähigkeiten Jakob Beurlins, weshalb er nach dessen Tod der Witwe und ihren Kindern eine Pension zukommen ließ. Möglicherweise wollte die Universität nicht hinter dem Herzog zurückstehen und erhoffte sich durch die Würdigung des verstorbenen Kanzlers das herzogliche Wohlwollen zu sichern. Überliefert durch Rechnungen der Universität für das Jahr 1564 ist neben dem Namen des unbekannten Schreiners Stephano auch der Name des für die Gestaltung des Gedächtnismals verantwortlichen Malers: Hans Schickhard (1512–1585). Dieser war seit 1547 in Tübingen ansässig und stand ab 1567 im herzoglichen Dienst, jedoch ist das Gedächtnismal für Kanzler Beurlin mit dem damals für württembergische Grabmonumente seltene Motiv der Taufe Christi seine einzige erhaltene Arbeit.
Standort: Stiftskirche Tübingen, linkes Seitenschiff, 1. Nische, Ostwand.
DimensionsH x B: 180 × 90 cm
MediumHolz
bemalt
bemalt
Object numberELK-Sg-58
Exhibitions
nach 7. Jan. 1590
nach 21. Aug. 1626
zwischen 1572 und 1586
nach 10. Okt. 1606
Primary Maker: Christoph Jelin
nach 19. August 1604
nach 18. Aug. 1678
nach 28. Febr.1668
nach 27. Febr. 1607
nach 1686
Primary Maker: Christoph Jelin
zwischen 1603 und 1610
nach 17. Jan. 1620
nach 7. Juni 1581
nach 22. Dez. 1657
1549–1550
Mitte 19. Jh. oder um 1750