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Wie krumm kann eine Gerade sein?
SET MIT GEOMETRISCHEN RELIEFS
Nicht nur der Sehsinn unterliegt zahlreichen Sinnestäuschungen, auch unsere anderen Sinne können sich irren. Wie zuverlässig dürfen wir zum Beispiel unserem Tastsinn trauen, wenn wir geometrische Formen erfassen wollen? Um dies mit seinen Studierenden zu testen, ließ vermutlich der frühere Lehrstuhlinhaber Wilhelm Witte mehrere Sets von Kunststoffplatten mit geometrischen Reliefs anfertigen. Beim Set Inv.-Nr. 0108 ist auf fünf Platten je ein dünner Metallstab angebracht. Auf einer der Platten bildet der Stab eine Gerade, auf den anderen vier ist er jeweils unterschiedlich stark gekrümmt. Gibt man Testpersonen die Aufgabe, mit einem Finger die Reliefs blind zu ertasten, halten die Probanden erstaunlicherweise einen der leicht gekrümmten Stäbe für den geraden, während die objektive Gerade als gekrümmt wahrgenommen wird. Welche der Krümmungen als gerade erscheint, hängt von der genauen Versuchsan- ordnung ab – ob die Testpersonen etwa bei ausgestrecktem Arm oder aufgestütztem Ellenbogen tasten. Offensichtlich wirkt sich die natürliche Kreisbewegung des Armes auf die Wahrnehmung aus, die kognitiv nur teilweise kompensiert wird. Ähnliche Experimente kann man mit dem Set Inv.-Nr. 0107 anstellen, wo von Platte zu Platte eine Kreisscheibe sukzessive in eine stark gestauchte Ellipsenform abgewandelt wird. Mit solchen fein abgestuften Objekten lässt sich auch die Differenzierungsfähigkeit unserer taktilen Wahrnehmung testen, etwa indem man Probanden die neun Platten blind in aufsteigender Reihenfolge, von der flachsten Ellipse zum Kreis, sortieren lässt. || Thomas Beck und Marion Peuckert
NameReliefplatten
Set mit geometrischen Reliefs
DepartmentPsychologische Sammlung
Date1958/59
DescriptionDiese PVC-Platten enthalten unterschiedlich stark gebogene Metallstäbe. Während des Versuchs muss der Proband diese Stäbe nach dem Grad ihrer Krümmung ordnen. Dabei sind seine Augen verbunden, er kann also nur den Tastsinn einsetzen. Wie krumm kann eine Gerade sein?
SET MIT GEOMETRISCHEN RELIEFS
Nicht nur der Sehsinn unterliegt zahlreichen Sinnestäuschungen, auch unsere anderen Sinne können sich irren. Wie zuverlässig dürfen wir zum Beispiel unserem Tastsinn trauen, wenn wir geometrische Formen erfassen wollen? Um dies mit seinen Studierenden zu testen, ließ vermutlich der frühere Lehrstuhlinhaber Wilhelm Witte mehrere Sets von Kunststoffplatten mit geometrischen Reliefs anfertigen. Beim Set Inv.-Nr. 0108 ist auf fünf Platten je ein dünner Metallstab angebracht. Auf einer der Platten bildet der Stab eine Gerade, auf den anderen vier ist er jeweils unterschiedlich stark gekrümmt. Gibt man Testpersonen die Aufgabe, mit einem Finger die Reliefs blind zu ertasten, halten die Probanden erstaunlicherweise einen der leicht gekrümmten Stäbe für den geraden, während die objektive Gerade als gekrümmt wahrgenommen wird. Welche der Krümmungen als gerade erscheint, hängt von der genauen Versuchsan- ordnung ab – ob die Testpersonen etwa bei ausgestrecktem Arm oder aufgestütztem Ellenbogen tasten. Offensichtlich wirkt sich die natürliche Kreisbewegung des Armes auf die Wahrnehmung aus, die kognitiv nur teilweise kompensiert wird. Ähnliche Experimente kann man mit dem Set Inv.-Nr. 0107 anstellen, wo von Platte zu Platte eine Kreisscheibe sukzessive in eine stark gestauchte Ellipsenform abgewandelt wird. Mit solchen fein abgestuften Objekten lässt sich auch die Differenzierungsfähigkeit unserer taktilen Wahrnehmung testen, etwa indem man Probanden die neun Platten blind in aufsteigender Reihenfolge, von der flachsten Ellipse zum Kreis, sortieren lässt. || Thomas Beck und Marion Peuckert
DimensionsH x B: 20 × 27,5 cm (200 × 275 mm)
MediumPVC, Metallstäbe
Object numberPSY-Is-108
1958/59
vor 1945
später Hellenismus oder frühe Kaiserzeit
Ende 3 Jh. v. Chr.
1999, Original um 1946
Primary Maker: Charles Delagrave http://d-nb.info/gnd/116057254
nach 1865
Um 1910