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Epitaph für Martin Crusius
Epitaph für Martin Crusius

Epitaph für Martin Crusius

Datenach 27. Febr. 1607
DescriptionIm südlichen Seitenschiff, 4. Kapelle, an der Westwand befindet sich das Gedächtnismal für Martin Crusius (1526–1607). Dieser wurde 1559 Professor der griechischen und lateinischen Sprache an der Universität Tübingen. Seine Vorlesungen zur Altgriechischen Philologie erhielten solchen Zulauf, dass eine Erweiterung des Hörsaals notwendig wurde. Literarisches Hauptwerk des Professors waren die „Annales Suevici“, 1595–1596 im Druck erschienen, eine umfangreiche Materialsammlung zur Geschichte Schwabens und Württembergs. Am 27. Februar 1607 starb Martin Crusius im hohen Alter von achtzig Jahren in Tübingen; im Haus Pfleghof 4 erinnert heute eine Tafel an den einstigen Standort seines Hauses. Das Gedächtnismal des bekannten Gräzisten wird von einer lateinischen Inschrift geziert, in der ein zweizeiliger griechischer Hexameter enthalten ist. Hierdurch ragt es unter den mehrheitlich mit lateinischen oder deutschen Inschriften versehenen Monumenten hervor. Die Goldfarbe der Buchstaben vor schwarzem Grund lässt sie leuchten und setzt so einen Akzent aufs Wort. Einen zweiten erblickt man in den leuchtenden Farben des Gemäldes, das durch die Rahmung einer Ädikula ausgezeichnet ist: Vor einem Streifen rotglühenden Himmels ist eine aufgebrachte Menge dabei, den Heiligen Stephanus zu steinigen. Der in die Knie gesunkene Heilige richtet sterbend, mit weit ausgebreiteten Armen, den Blick nach oben, wo sich ihm der Himmel öffnet und Christus und Gottvater sichtbar werden. Die Wahl des Bildmotivs ergab sich durch die Lieblingssentenz des Verstorbenen, die von Stephanus kurz vor dem Tode gesprochenen Worte: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apg 7,59). Die Bildtafel stellt damit einen ganz persönlichen Bezug zum verstorbenen Humanisten her. Auch die von Andreas Osiander gehaltene Leichenpredigt griff das genannte Bibelzitat auf. Die Wahl des Bildmotivs stand dabei nicht im Widerspruch zur protestantischen Ablehnung der Heiligenverehrung. Heilige konnten zwar nicht Mittler sein (solus christus) – die Inschrift über der Bildtafel in griechischer und lateinischer Sprache drückt aus, dass der Verstorbene seine Hoffnung allein auf Christus setze. Doch konnten Heilige als Zeugen der Gnade Gottes als Beispiel eines frommen Lebenswandels dienen, und ihre Darstellung vermochte damit dem Betrachter ein Vorbild im Glauben vor Augen zu führen. Eine weitere Inschrift, leider nicht erhalten, enthält einen Hinweis auf die Übersetzungstätigkeit des Verstorbenen ins Griechische: „[…] ich notierte in griechischer Sprache, […] nach dem Wortlaut der in der Volkssprache predigenden verehrungswürdigen Theologen an die 7000 Predigten […].“ Möglicherweise befand sich bei diesem Monument auch ein Porträt des Verstorbenen.

Standort: Stiftskirche Tübingen, rechtes Seitenschiff, 4. Nische, Westwand.
DimensionsH x B: 150 × 110 cm
MediumHolz, bemalt
Object numberELK-Sg-75
Exhibitions
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