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Epitaph für Gottfried von Öttingen
Epitaph für Gottfried von Öttingen
ObjektgattungEpitaph

Epitaph für Gottfried von Öttingen

Künstler*in Bildhauer, deutsch, um 1500 - 1610
Datierungnach 23. August 1596
BeschreibungZwei weitere durch Christoph Jelin gefertigte, fein gearbeitete Gedächtnismale aus Alabaster entstanden für die Studenten Gottfried von Öttingen und Graf Wilhelm Ernst von Waldeck: Gottfried von Öttingen (1582–1596), am 7. Juli 1596 an der Universität immatrikuliert, starb am 23. August desselben Jahres im Alter von 14 Jahren in Tübingen. Der Tod des jungen Adligen war ein tragischer Unglücksfall. Der Tübinger Professor Martin Crusius berichtet, er sei um circa ein Uhr nachmittags in Anwesenheit des 14-jährigen Erbprinzen Johann Friedrich von Württemberg durch ein Versehen erschossen worden. Für das Hauptfeld des Gedächtnismals im Kirchenraum, links des Chors an der Ostwand, wurde die Darstellung der Kreuzigung Christi vor einer miniaturhaft feinen bergigen Landschaft gewählt. Der Verstorbene kniet vor dem Kreuz, neben sich Hut und Familienwappen als Nachweis seiner Herkunft. Die Inschrift unter dem Hauptfeld zeigt die Machtlosigkeit angesichts des in jeder Minute möglichen Todes: „Wir werden geboren und wir sterben; eines jeden Geborenen Todesstunde droht einem jeden im Verborgenen“. Unter der Inschrift ist ein Putto mit Totenschädel und Sanduhr bildlicher Ausdruck dieser Mahnung. Diese Inschrift findet ihr Gegenstück im Bild. Der aufmerksame Betrachter erkennt die schweren Wolken als Hagelwetter, deren Körner auf den jungen Mann niederfallen. Johannes Brenz hatte in seiner Hagelpredigt, die in den Jahren 1539, 1556 und 1558 in lateinischer und deutscher Sprache gedruckt wurde, darauf hingewiesen, dass Gott nicht nur das Gute, sondern auch das Schlechte, versinnbildlicht durch den Hagel, als Glaubensprüfung schaffe. Trost bringt hier die im Aufsatz des Gedächtnismals dargestellte Szene der Auferstehung Christi. Der kniende Verstorbene blickt nicht nur zum Gekreuzigten, auf Erlösung hoffend, sondern ebenso zum auferstandenen Christus darüber, der für die Erfüllung dieser Hoffnung steht.

Standort: Stiftskirche Tübingen, linkes Seitenschiff, links vom Chor an Ostwand.
Maßeca. 300 x ca. 140 cm
MaterialStein
Objektnr.ELK-Sg-69
Ausstellung